Ein aktueller Gruß von Pfarrerin Antje Kastens an die Ev. Gemeinde in Balve zum Sonntag Lätare am 22. März 2020
"Amen, Amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht." (Wochenspruch am Sonntag Lätare, 22. März 2020)
Liebe Schwestern und Brüder, unsere Welt ist in Aufruhr.
Jedes 4. Wort ist gefühlt "CORONA". Nebenan im ALDi machen manche noch Einkäufe, bevor morgen vielleicht die Ausgangssperre kommt und es mühsamer wird. Mehl und Toilettenpapier suchen sie schon vergeblich. CORONA bannt den Blick und nimmt das Herz gefangen.
Der Wochenspruch für den Sonntag, 22. März, lenkt unseren Blick woanders hin. Ich schaue auf ein kleines Weizenkorn in meiner Hand. Wie leicht zu verlieren! Wie unbedeutend, wo es doch so viele davon gibt! Warum sollte der Mensch Jesus Christus mehr gewesen sein als einer unter vielen bedeutenden Menschen der Welt? War er mehr?
"Amen, Amen, ich sage euch!" Jesus spricht zu uns. Er redet im Ton zuverlässiger und endgültiger Rede. Er ist Gottes Sohn und weiß mehr als wir. Das ist seine Botschaft an aufgescheuchte, ratlose Menschen. Im Geschick des einen kleinen Kornes meint er sein Geschick: Von vielen unerkannt, achtlos übersehen. Und doch voller LEBEN, voller Kraft und Mut und Zukunft. Automatisch ereignet es sich nicht, dass ein Weizenkorn Frucht trägt. Es kann für sich bleiben, so hart wie das Korn in meiner Hand. Verschlossen, allein, fruchtlos. Menschen, die nach der Maxime Selbstbehauptung, Selbstbewahrung, Selbsterhaltung leben, die werden so. Die wirken auch nach außen so und es wird sie keiner um ihre Hilfe und ihr Gehör bitten.
Machen wir es uns klar: Auch Gottes Sohn hätte nicht den Weg der Liebe Gottes zu Ende gehen müssen! Aber nun geschieht es doch, weil Gottes Wille geschehen soll gegen eigene Angst und gegen jeden Eigenwillen. Es geschieht mit diesem göttlichen Weizenkorn, das in Gestalt von Jesus in die Erde fällt und erstirbt. Die Erde ist feucht, kalt und dunkel, ein Ort der Vergänglichkeit.
"Erde zu Erde", jeder Gang auf dem Friedhof erinnert daran, wie nichts Eigenes mehr bleibt und nichts Eigenes mitgenommen wird. Gerade so eine unsichtbare Seuche rückt uns die bittere Erkenntnis näher, wie schnell ein Leben vorbei sein kann.
Gestern zeigte die Tagesschau nicht endende Leichentransporte des italienischen Militärs. Das macht wirklich Angst! Der Evangelist Johannes nennt Jesu letzte Stunde trotzdem die "Stunde der Verherrlichung". Am Kreuz erhöht, gibt der Sohn Gottes sein Leben für unsere Erlösung. Seine Liebe siegt, nicht der Tod. Wer ihm vertraut, soll nie mehr alleine sein, nie alleine dadurch müssen durch die Not und Angst. Der Wochenspruch macht mir darum MUT. Wir könnten, statt atemlos und ratlos dem Leben nachzujagen und das Sterben zu fürchten, uns in diesen Tagen mit Gott kurz schließen. Ein Gebet vielleicht?
Einmal ein ehrliches "Ich habe Angst, Gott. Wo bist du"? Und dann die Bitte: "Geh mit durch diese Tage! Lass mich erkennen, was ich tun kann". Ich merke am Wochenspruch, dass sich mein Leben nicht vollendet im Festhalten, Zusammenraufen und Zusammenraffen, sondern im Loslassen an einen größeren Auftrag von Gott. Ein Korn ist so klein. Unser Leben ist so unscheinbar, so unbedeutend.
Aber Gott macht daraus einen grünen Halm, frisches Leben, das zum Licht drängt. Es trägt Frucht, zehnfach, zwanzigfach, hundertfach, ewig. Gott schenkt dafür seinen Sohn. Wer in diesen Tagen Gott gern sehen will, der schaue auf den auferstandenen Jesus. Der gehe mit IHM den Weg der Liebe und stelle vertrauensvoll seine eigenen Sorgen hintenan. Ich befehle Sie und Euch herzlich Gottes Fürsorge an und werde immer wieder für diese Balver Gemeinde beten!
Eure und Ihre Pfarrerin Antje Kastens