Online verfügbare Gottesdienste und Andachten

Andachten zur Passionszeit

In ökumenischer Verbundenheit zwischen dem Pastoralverbund Balve-Hönnetal, der Christusgemeinde Balve und unserer evangelischen Kirchengemeinde Balve werden an dieser Stelle in der Passionszeit wöchentliche Andachten zur Passionszeit veröffentlicht.

Andacht am 24.02.2021 1. Ökumenische Fastenandacht

Andacht zum 24.01.2021

Liebe Schwestern und Brüder!

Heute grüße ich Euch aus Menden, am dritten Sonntag nach Epiphanias. Epiphanias heißt Erscheinung. Gottes Schönheit und Zuwendung erscheint den Menschen. So feiern wir es. Davon kündet der leuchtende Stern. Epiphaniasgeschichten sind Geschichten vom Auf-dem -Weg-Sein. Geschichten vom Einem-Stern-Folgen, von Aufbruch, Unterwegssein und Ankommen. Die Weisen machten sich in einem fernen Land auf den Weg, um Gott zu finden, der erschienen ist im Messias Jesus. Und sie finden ihn da, wo sie ihn überhaupt nicht erwartet hatten.

Die Überlieferung malt immer Bilder von drei weisen Männern. Weise Frauen sind jedoch auch unterwegs. Wise women also came, schreibt eine amerikanische Auslegerin. Unser Predigttext für heute erzählt von drei weisen Frauen, der Moabitern Ruth und ihren beiden Schwiegertöchtern Orpa und Noomi.

Doch hört selbst (Ruth 1,1-19):

1 Zu der Zeit, als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande. Und ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter, um dort als Fremdling zu wohnen, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. 2 Der hieß Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon; die waren aus Bethlehem in Juda. Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort. 3 Und Elimelech, Noomis Mann, starb, und sie blieb übrig mit ihren beiden Söhnen. 4 Die nahmen sich moabitische Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Rut. Und als sie ungefähr zehn Jahre dort gewohnt hatten, 5 starben auch die beiden, Machlon und Kiljon. Und die Frau blieb zurück ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann. 6 Da machte sie sich auf mit ihren beiden Schwiegertöchtern und zog aus dem Land der Moabiter wieder zurück; denn sie hatte erfahren im Moabiterland, dass der HERR sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte. 7 Und sie ging aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und als sie unterwegs waren, um ins Land Juda zurückzukehren, 8 sprach sie zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt. 9 Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede in ihres Mannes Hause! Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten 10 und sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. 11 Aber Noomi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? 14 Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr. Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, Rut aber ließ nicht von ihr. 15 Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott; kehre auch du um, deiner Schwägerin nach. 16 Rut antwortete: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. 17 Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden. 18 Als sie nun sah, dass sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden. 19 So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen. Die Geschichte von Noomi ist eine Geschichte von Hunger, Flucht, Not und Tod. -

Und von Aufbruch, Unterwegssein und Ankommen. Der Hunger treibt Noomi in die Fremde, ins Moabiterland. Dort lässt sie sich mit ihrer Familie nieder. Aber es sterben ihr Mann und ihre beiden Söhne. Wer sorgt nun für sie? Dort in der Fremde? Jahre vergehen. In ihrer Heimat, in Juda soll es wieder Brot geben, Bethlehem ist wieder geworden, was sein Name bedeutet: Haus des Brotes. Sie will dorthin zurückkehren. Sie bricht wieder auf. Und ihre beiden Schwiegertöchter? Die wollen sie begleiten. Aber Noomi bedrängt sie, das nicht zu tun. Eine, nämlich Orpa, lässt sich überzeugen, im Moabiterland zu bleiben. Sie nimmt unter Tränen Abschied. Die andere, Ruth, lässt sich nicht abbringen.

Sie spricht die berühmt gewordenen Sätze: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Dein Volk ist mein Volk, dein Gott ist mein Gott. Das Wunderbare an dieser Geschichte ist, dass die beiden Frauen zu einem Bild werden für Gottes gute Lebensabsicht mit allen Menschen. Gott will alle Menschen heil und satt machen. Schon im Alten Testament begegnet uns ein Glaube und eine Weisheit, die nicht auf das Volk Israel beschränkt sind. Ruth, die Ausländerin, geht mit nach Bethlehem, macht sich mit Noomi auf den Weg, lernt ihren Glauben, ihren Gott kennen. Später wird sie sogar zu einer Stammmutter Jesu, eine der wenigen Frauen, die im Stammbaum Jesu erwähnt werden. So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen.

So wie Jahrhunderte später die Weisen aus den fernen Ländern nach Bethlehem kommen und dem Messiaskind Anbetung bringen. Sie alle, die weisen Frauen, die weisen Männer sind Vorläuferinnen und Vorläufer derer, die am Ende unserer Tage aus allen Himmelsrichtungen in Gottes Reich strömen und an seinem Tisch Platz nehmen dürfen. Noch ist es nicht so weit. Aber wir sind unterwegs. Unsere Aufmerksamkeit war in dieser Woche bei Joe Biden und Kamala Harris und dem neuen Aufbruch in den USA. Werden sie es schaffen, ein zerrissenes Land zu einen? Eine zerrissene Welt? Und die aus Hunger und Not flüchtenden Noomis und Ruths, die in unmenschlichen Lagern leben müssen auch hier in Europa, werden sie einst in einem sicheren Zuhause, in einem Haus des Brotes ankommen? Es steht so vieles noch dahin. Epiphaniasgeschichten sind Geschichten vom Auf-dem -Weg-Sein.

Geschichten vom Einem-Stern-Folgen, von Aufbruch, Unterwegssein und Ankommen. Wer ist dir Wegbegleiterin in herausfordernden Zeiten? Was brauchst Du an Wegzehrung? Was lässt du zurück? Welche Sehnsucht treibt dich an? Manchmal ist nicht klar, wohin es gehen wird in Zeiten wie diesen. Der Weg ist nicht das Ziel, nein, das wissen wir. Aber Weisheit liegt im Offensein. Offensein für Umwege und Verzögerungen. Weisheit liegt in der Offenheit, sich über das zu freuen, was wir auf dem Weg lernen können. Epiphanias ereignet sich manchmal mitten auf dem Weg. Gottes Schönheit und Zuwendung erscheinen - manchmal da, wo wir sie am wenigsten erwarten. Durch uns und für uns. Folgen wir dem Stern.

Amen.

Andacht zum 17.01.2021

Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade Der heutige Wochenspruch steht in Johannes 1,16

Fülle…….schauen wir uns Gottes Welt an. Er hat sie geschaffen, mit all der Fülle, die sich um uns her erweist. Die Natur. mit ihren Bergen und Tälern, Ländern und Meeren. Die Tiere in all ihrer Vielfalt, ob nun zu Wasser, zu Land oder auch in der Luft. Und uns Menschen. Wie vielfältig sind wir!!! Jeder einzelne ausgestattet mit unterschiedlichen Begabungen, Emotionen, Ausrichtungen. Und doch jeder genauso geliebt von Gott.

Doch Fülle bedeutet noch viel mehr. Wie reich GEFÜLLT empfinde ich mein eigenes Leben? Wo kann ich die Fülle in meinem Leben sehen und annehmen? Wenn ich morgens gesund und munter aufstehe gerade in diesen Zeiten..… ist das Fülle? Wo bedeutet Fülle für mich materielles versorgt sein? Im Johannesevangelium geht es zu Anfang um Johannes den Täufer. Er zeugt von dem Licht Gottes, das durch Jesus Christus in die Welt kam. Er lebt in der Wüstenregion um den Jordan, ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig. Johannes sagt von sich selbst: Ich bin nicht das Licht. Ich taufe mit Wasser, doch der, der nach mir kommt, tauft euch mit dem heiligen Geist. So bereitet er Jesus Christus den Weg. Fülle…… Wo sieht Johannes die Fülle in seinem Leben?

Ist Fülle des Lebens vielleicht individuell? Wo kann ich Fülle auch in Wüstenzeiten wahrnehmen? Jeder Spaziergang in der Natur ist reich gefüllt. Ich möchte meine Augen öffnen, die Rehe am Waldrand erkennen. Aber ebenso auch den kleinen Käfer am Wegesrand. Nicht mehr lange und die ersten Blumen stecken ihre dünnen Hälmchen aus der Erde. Die Bäume werden wieder grün. Die Natur erwacht zum Leben. Das ist in unserer heutigen Zeit ein wenig geschönt……

Wenn ich heute durch die Natur gehe, sehe ich die Zerstörung auch. Von uns Menschen angerichtet. Der Klimawandel beschäftigt uns schon eine ganze Weile. Durch zu trockene Sommer und zu warme Winter verändert sich die Vegetation. Vor Jahren hat Kyrill viel Wald zerstört. Im Moment sind es die Borkenkäfer. Immer noch liegen Flächen brach. Ganze Wälder sind vom Käfer abgefressen. Die traurigen Überreste der Fichtewälder begleiten uns. Und das ist nur das, was wir vor Ort sehen. Wo sehen wir auch mit offenen Augen hin, wenn die Gletscher schmelzen, und somit der Meeresspiegel steigt? Wenn Millionen von Menschen ihre Heimat verlieren, weil die Inseln nicht mehr bewohnbar sind, da sie immer weiter überschwemmt werden? Unsere Kinder und Enkel werden unsere Welt nicht mehr so erleben, wie wir.

Was können wir dagegen tun? Vernichten wir gerade Gottes Fülle? Doch in diesem Text kommt auch die Gnade Gottes zum Tragen. Aus seiner Fülle nehmen wir Gnade um Gnade.

Was bedeutet Gnade? Wir benutzen es heute eigentlich nur noch in der Redewendung: dann Gnade uns Gott. Gnade bedeutet verzeihende Güte. Wir alle sind seine Kinder und durch Jesus Christus zum Leben befreit. Durch Jesu Tod kommt die Gnade in die Welt. Doch seine Gnade verändert uns. Wenn wir ihn als Gottes Sohn in unser Leben lassen, dann verändert uns seine Liebe. Ich möchte mit anderen fühlen. Und ich möchte Gottes Welt bewahren und beschützen. Herr vergib mir meine Blindheit im Bezug auf deine Welt. Lass mich mit offenen Augen sehen. Nicht nur deine Fülle, sondern auch mein Versagen, diese Fülle nicht zu erhalten. Wo kann ich in meinem Leben etwas verändern, um deine Welt zu wahren?

Andacht zum 03.01.2021

Andacht zum neuen Jahr (3. Januar 2021) über die Jahreslosung Lukas 6,36 (CORONA, Video) "Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Him¬mel barmherzig ist." (Lukas 6,36)

"Barmherzig". Zweimal kommt dieses Wort in der doch so kurzen Jahreslosung 2021 vor. Bemerkenswert! In unserer modernen Gesellschaft hat Erbarmen keinen Platz, scheint mir. Hier geht es eher gnadenlos zu: Wer was bieten kann, gewinnt. Wer nichts bieten kann, verliert. In damaliger Zeit hatte das Wort einen beson-deren Klang. Es erinnerte an das hebräische Wort für "Mutterleib".

Mehrmals taucht dieses Wort in Verbindung mit dem Auftreten von Jesus Christus auf. Jesus sieht seine Zuhörer an und es "barmt" ihn, übersetzte Martin Luther in seiner Zeit. Jesus fühlt und leidet so mit, dass "der Magen sich umdreht" und ihm fast "das Herz bricht".

Wir haben für 2021 eine sehr trostreiche Jahreslosung bekommen. Vor 3 Jahren schon wurde sie aus dem Lostopf gezogen. Aber sie passt. Erst einmal sagt sie uns, dass GOTT mit uns BARMHERZIG ist. Kein Gott der Rache. Kein Gott, der uns Böses will. Vielleicht hat mancher das gedacht in diesen Corona-Zeit? Oder innerlich gefühlt? Und wurde selber böse mit Gott? Gott sucht an uns nichts anderes als Vertrauen. Er selbst beweist sich als absolut vertrauenswürdig. Er reißt sich den einzigen Sohn vom Herzen. Er wird in ihm unser Menschenbruder, der verzeiht, erlöst, befreit.

Im Weihnachtslied von Paul Gerhardt klingt diese Wunder so: "Sollt uns Gott nun können hassen, der uns gibt, was er liebt, über alle Maßen. Gott gibt, unserm Leid zu wehren, seinen Sohn aus dem Thron seiner Macht und Ehren" (EG 36,3) Wenn wir uns so von Gott lieben lassen, wird manches anders. Er verzeiht uns. Vielleicht können auch wir alte Kamellen ruhen lassen, anderen endlich verzeihen? Vielleicht können wir auch selber um Entschuldigung bitten? Es ist keine Demütigung, die unseren Stolz verletzt, wenn wir zugeben, dass auch wir Erbarmen brauchen. Herzliches Erbarmen kann sein wie eine Brücke von Herz zu Herz, auch unter Menschen. Seid barmherzig!

Die Jahreslosung fordert uns auch heraus. Sie steht in der Bergpredigt Jesu genau zwischen der Mahnung, die Feinde zu lieben und nicht über andere zu richten. Mich erinnert sie an "Ronja Räubertochter" (Astrid Lindgren), ein Lieblingsbuch unserer Kinder. Da springt die kleine Ronja, Tochter des berüchtigten Räuberhäuptlings Mattis, über den "Höllenschlund" herüber zu der Räubersippe, mit der man doch zutiefst verfeindet war. Und Birk, ihr kleiner Freund, der als dortiger Sohn auf Feindesseite stand? Er schafft mit Ronja zusammen Versöhnung unter den beiden Anführern und ihren Horden. Ronja und Birk erben nicht den Streit und nicht das Räuberhandwerk. Sie suchen Frieden, der von Herzen kommt.

Friede wird möglich, weil zwei Kinder ihr Herz in beide Hände nehmen und den Sprung der Liebe wagen. "Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist."

Ich weiß nicht, welche Gesichter vor ihrem inneren Auge auftauchen. Ich weiß auch nicht, wie unsere Lage 2021 sein wird: Wie lange wir noch mit Corona kämpfen? Welche Fragen immer noch offen bleiben? Woran wir zu knabbern behalten? Ich weiß aber, dass wir die anstehenden Herausforderungen nur zusammen schaffen. Und diese Krise uns lehrt, wie kostbar unser Leben vor Gott und miteinander ist. Darum: Verschließt euer Herz nicht. Lasst, um Gottes willen, euer Herz sprechen. Denn sein Herz, Gottes Herz voller Erbarmen, schlägt für euch. Ei, so kommt und lasst uns laufen, stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großem Haufen! Liebt den, der vor Liebe brennet; schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet." (EG 36,6)

Andacht zum Jahreswechsel 2020 / 2021

Wort zum Jahreswechsel am Donnerstag, 31.12.2020

Heute geht das Jahr 2020 zu Ende. Was für ein anstrengendes Jahr! Vor 12 Monaten kannte keiner das Wort "Corona". Ab März war es in aller Munde. Alle anderen Vorkommnisse, Kriege, Skandale, Katastrophen, traten dahinter zurück. Schwer wurde es, wenn ein Angehöriger erkrankte, gar verstarb. Geschäftliche und persönliche Sorgen, Ratlosigkeit und Erschöpfung. Wer war schon für so ein Jahr gewappnet?

Und doch: Gab es nicht auch Gutes? Dass die Regierenden besonnen handelten. Dass die Krankenversorgung für alle zugänglich blieb. Dass die Kurzarbeit Arbeitsplätze erhielt, Zuschüsse beschlossen wurden. Wir sind ohne unser Verdienst weltweit Bevorrechtigte. Im Gang auf das neue Jahr komme ich mir vor wie das wandernde Gottesvolk auf der Flucht vor Pharao. Wir brechen auf. Wir sind unterwegs in eine neues Land. Aber unterwegs brauchen wir Zeichen der Nähe Gottes. Sonst schaffen wir es nicht.

Damals hieß es: "Tagsüber zog der Herr in einer Wolkensäule vor ihnen her, um ihnen den Weg zu zeigen. Nachts war er in einer Feuersäule bei ihnen, die ihren Weg erhellte. So konnten sie bei Tag und Nacht wandern. Tagsüber sahen sie die Wolkensäule vor sich und nachts die Feuersäule." (2. Mose 13,20-22)

Nein, eine gemütliche Wanderung war es nicht. Der Sklaverei und dem Tod der Plagen war man entron¬nen. Stehend aß man das ungesäuerte Brot. Nächtlicher Aufbruch, unüberwindbares Schilfmeer, ägyptische Reiterwagen im Nacken. Unser Leben ist ein Zuckerschlecken gegenüber dem Sklavendasein, das bis heute Menschen unterjocht und ausbeutet.

Doch es gibt Parallelen. Wem gehören wir? Wer oder was darf uns vor sich herjagen, ausbeuten, ängsten? Der Jahreswechsel bietet eine Chance: Einmal überlegen, wie es weitergehen kann und, was uns dabei leitet. Die Israeliten musste sich damals entscheiden. Eigene Sicherheit bei den begrenzten Fleischtöpfen der Sklaverei? Oder Gottvertrauen und Wanderung ins neue, ungewisse Land? Gott gab ihnen Zeichen seiner Nähe: Tags ging er als Wolkensäule vor ihnen her. Er brachte seinen Himmel sichtbar auf die Erde. Und nachts ging er als Feuersäule mit, verband die Erde mit dem Himmel, tröstend und verheißungsvoll. Wir wissen, dass Beduinen-Krawanen Kupferpfannen mit brennenden Körnern vor sich her trugen. Der Rauch am Tag, das Feuer in der Nacht zeigte auch dem letzten Kameltreiber: "Da ist der Weg."

Solche Momente der Gottesoffenbarung sind etwas Besonderes. Meist sind es Entscheidungssituationen. Gott zeigt sich, zuverlässig und wunderbar. Jesus greift das Versprechen göttlicher Nähe auf: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende" (Matthäus 28,20). Dafür wurde er geboren, ließ sich unschuldig ans Kreuz nageln, wurde auferweckt aus dem Grabhügel. Keine Sklaverei mehr, keine vernichtende Existenzsorge. Sogar kein Tod mehr, der uns endgültig festhalten darf. Jesus Christus lebt und geht mit. Er schickt täglich Zeichen seiner Nähe. Freilich: Eine Ideallinie gibt es auf dieser Wanderung nicht. Antje Kastens, Gemeindepfarrerin in Balve