„Du sollst … lieben.“ | Die Zehn Gebote – Teil 2

„Du sollst … lieben.“ | Die Zehn Gebote – Teil 2

„Du sollst … lieben.“ | Die Zehn Gebote – Teil 2

# Neuigkeiten

„Du sollst … lieben.“ | Die Zehn Gebote – Teil 2

In zwei aufeinanderfolgenden Gottesdiensten beleuchtet unser Gemeindepädagoge Sven Körber die Zehn Gebote.

Am Sonntag, den 13. Oktober ging es um eine Einführung und den ersten Satz des Dekalog: „Ich bin der HERR, dein Gott …“ | Die Zehn Gebote – Teil 1

Am Sonntag, den 20. Oktober stand die Predigt unter dem Thema: „Du sollst … lieben.“ Die Impulse zum Nachlesen:

Wir beschäftigen uns mit den Zehn Geboten: Gottes Richtschnur für ein gelingendes Leben in einer Beziehung mit ihm und unseren Mitmenschen. Der Dekalog, das „Fachwort“ aus der griechischen Übersetzung für „Zehn Worte“ (Deka = zehn; Logos = Wort), zeigt uns, wie wir nach SEINEM Willen handeln und den Weg SEINER Gebote richtig laufen können (vgl. dazu auch das Lied „Wohl denen, die da wandeln“ | EG 295).

Wir erinnern uns an Gottes Zusage zu Beginn: „Ich bin der HERR, dein Gott! Ich habe dich aus dem Land Ägypten herausgeführt – aus dem Leben in der Sklaverei.“ Gott sieht die Not seines Volkes. Gott handelt, Gott greift ein. Gott kümmert sich. Wir dürfen uns zusprechen lassen: Gott ist für dich. Und dann erfahren wir, was Gott von uns will: „Du sollst …“

„Du sollst …“

Wir wissen, dass das Zusammenleben von Menschen, bestimmte Regeln und Gebote braucht und oft leider nicht dem persönlichen Ermessen überlassen werden kann. Wir kennen zum Beispiel die Straßenverkehrsordnung, Schulordnung und sind froh, dass es auch bei Sport und Spiel bestimmte Regeln gibt, ohne die das Ganze nicht funktionieren würde.

Beim Blick in die Zehn Gebote hatten wir auch schon gesehen, dass der Befehlsform (Imperativ) „Du sollst …“ einer Aussageform „Ich bin und habe!“ (Indikativ) folgt. Wir werden also zuerst daran erinnert, was Gott getan hat. Dann erst geht es um das, was vom Menschen um Gottes willen zu tun ist. Damit bekommen die Gebote noch einmal einen anderen Charakter als den einer bloßen Forderung. Wissenschaftler, die der alttestamentlichen Ursprache mächtig sind, weisen gerne daraufhin, dass der hebräische Imperativ nicht nur mit „du sollst“, sondern auch mit „du wirst“, „du kannst“, vielleicht auch mit „du darfst“ wiedergegeben werden kann. Okko Herlyn schreibt dazu: „Das würde bedeuten, dass in allen Imperativen der Zehn Gebote gerade keine neue, sozusagen ‚moralische Knechtschaft‘ errichtet wird, sondern dass in ihnen vor allem eine Verheißung beschlossen liegt: Da, wo du den Weisungen dieses befreienden Gottes folgst, ‚wirst‘, ‚kannst‘, ja ‚darfst‘ du seiner Befreiung in deinem Leben und in deiner Welt Raum geben.“

Ein konkretes Beispiel: Schauen wir aus das „Sabbatgebot“: „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Oder: Gedenke des Sabbats. Das hebräische Wort „schabbat“ bedeutet schlicht: „unterbrechen“. Gemeint ist die Unterbrechung der Arbeit. Für Israel ist damals die Arbeit „im Schweiße deines Angesichts (vgl. 1. Mose 3,19) vor allem Mühsal. Es wird viel mit den Händen auf dem Feld gearbeitet. „Schabbat“, „Unterbrechung“, bedeutet also eine – zumindest zeitweilige – Unterbrechung davon. Der Paralleltext (vgl. 5. Mose 5,15) erinnert ausdrücklich an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei. Und heute? Das Sabbatgebot befreit zunächst und vor allem von der Wahnvorstellung, alles in unserem Leben hänge an Arbeit, Machen und Schaffen. Noch einmal: „Schabbat“ heißt „unterbrechen“. Es geht also um eine heilsame Unterbrechung dauernder Betriebsamkeit – ob in der Arbeit oder auch in der Freizeitgestaltung. Wie viele – auch von uns – packen sich den Sonntag zum Beispiel voll mit Ausflügen und Veranstaltungen? Oder wie wäre es, wenn wir das Handy wirklich einmal zur Seite legen würden und damit unsere permanente Erreichbarkeit auch in den Sozialen Medien „unterbrechen“ würden? Gottes Gebote schaffen Raum zum Leben! „Gönne dir Ruhe.“  

„Du sollst …“ Die Zehn Gebot wollen nicht einengen – im Gegenteil: Entdecken wir sie als einen Raum, der Leben schafft.

„Du sollst … lieben.“

Ich habe euch eine Postkarte zu den Zehn Geboten aus der Werkstatt Bibel mitgebracht: Du sollst lieben! Ich mag diese Postkarte, denn sie zeigt sehr eindrücklich, was Gottes Wille für unser Leben ist.

Was so einfach und leicht klingt, ist aber immer wieder auf’s Neue herausfordernd. Das fängt ja schon mit dem ersten „Du sollst …“ der Zehn Gebote an: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Vertraue ich tatsächlich darauf, dass Gott es gut mit mir meint. Glaube ich wirklich, dass Gott für mich ist? „Keine anderen Götter haben“ heißt: von dem einen Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erden, dem Vater Jesu Christi, nichts geringeres als eben „Gutes“ zu erwarten. Kann ich das?

Martin Luther ist dieses Vertrauen in Gott so wichtig, dass er  in seinem Kleinen Katechismus die kurze Erklärung des ersten Gebots, nämlich, dass wir „Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen“ sollen, bei jeder einzelnen Erläuterung der folgenden Gebote noch einmal wiederholt (vgl. auch EG 855, Seite 1312)

„Du sollst lieben.“ Die Postkarte aus der Werkstatt Bibel ermutigt mich, die Zehn Gebote noch einmal neu zu entdecken. Schaut euch in den nächsten Tagen die einzelnen Gebote doch noch einmal an … So mehr ich mich mit diesen in den letzten Wochen beschäftigt habe, desto mehr habe ich auch an die diesjährige Jahreslosung gedacht: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1. Korinther 16,14) … Sie klingt fast, wie eine Zusammenfassung der Zehn Gebote. Was würde sich in unserem Leben ändern, wenn wir damit wirklich ernst machen würden?

Eigentlich müssten wir uns jetzt die einzelnen Gebote noch einmal genauer anschauen. Ich fände es spannend die Zehn Gebote auch noch einmal auf Christus hin zu lesen: Wo kommt der auferstandene Jesus in diesen Weisungen selbst vor. Wie legt er zum Beispiel in der Bergpredigt manche Gebote aus? Ihr merkt: Ich bin noch nicht fertig mit den Zehn Geboten. Wie gut! Und ich freue mich, wenn wir hier und dort weiter gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen …

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