Gottesdienst

Falls die Videos nicht abspielen:

Orgelvorspiel

Andacht

Orgelnachspiel

Andacht am Sonntag Invokavit, 21.02.21 zum Predigttext Joh 13,21-30

Jesus war auf dem Weg zum Passahfest nach Jerusalem. Er diente seinen besten Freunden, indem er ihnen die Füße wusch. Zutiefst erschüttert erklärte er beim Abendmahl dem Kreis der zwölf Jünger: "Amen, Amen, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten!" (Johannes 13,21)

Unser Predigttext zum heutigen Sonntag Invokavit steht im Johannesevangelium Kapitel 13 (V. 21-30). Es ist der Wendepunkt im Auftreten Jesu. Ab jetzt geht es "bergab". Denn einer der 12 besten Freunde, Judas Ischarioth, wird der jüdischen Behörde verraten, wo sie Jesus finden und verhaften kann. Und Jesus weiß es! Es hat in der großen Weltgeschichte immer wieder Verräter gegeben. In unserem kleinen, persönlichen Leben vielleicht auch? Spricht man nicht wörtlich vom "falschen Judas" und vom "Judaskuss"? Schade, dass die Geschichte nicht nur Helden, sondern immer auch Verräter kennt! Und, dass man in seinem Leben stille Helden schnell vergisst, Verräter aber nicht! Heldentum verlangt Mut, Nächstenliebe und klare Sicht. Verrat geschieht oft aus Angst, Vorteilsnahme und falscher Sicht. Wie weh tat es zB, wenn Geschwister einen bei den Eltern anschwärzten, ein Mitschüler dafür sorgt, dass man ein "looser" wurde, eine beste Freundin einem den Freund ausspannte? Dabei hat man dann manchmal selbst etwas falsch gemacht oder versäumt, andere verleumdet, Rache herausgefordert. Nur Jesus ist ohne Schuld geblieben. Als Unschuldiger ist er in die Hände der Tempelwache geraten, die ihn zum Todesurteil an das jüdische Hohe Gericht übergibt. Sein Freund Judas hat einen Hauptanteil am Tod Jesu. Im Johannesevangeliumsbericht wird die Verratsszene mit besonderen Details berichtet:

  1. Der jüngste und beste Freund Jesu, Johannes, wird als Gegentypos zu Judas beschrieben: Er ist Jesus nahe, liegt beim Abendmahl an dessen Brust. Judas und sogar Petrus sind weiter weg, fern. Johannes ist jung, unverbraucht, selbstlos liebend. Die anderen sind alt und abgebrüht, im Machtpoker gefangen.
  2. Der Verrat wird als Zwang beschrieben. "Was du tun musst, das tue bald." Im Verrat des Judas vollzieht sich der göttliche Heilsplan. Es muss so geschehen. Selbst das böse Handeln des Satans wird sich am Ende doch Gottes Heilswerk unterordnen müssen. Die abschließende Bemerkung, als Judas zum Verrat den Abendmahlskreis verlässt, lautet dementsprechend: "Und es war Nacht". Jesus weiß jetzt schon, dass er hingeht, diese Menschen-Nacht zu besiegen.
  3. Jesus wird im Johannesevangelium hoheitlich beschrieben: Er wusste alles. Bewusst überquerte er das Kidrontal (Joh 18,1). Der Bach Kidron ist die Grenze zwischen der heilvollen Tätigkeit Jesu, Predigt und Wundertat, und dem qualvollen Weg ans Kreuz. Wir würden heute sagen: "Er geht bewusst über den Deister".
  4. Jesus nimmt seine Heilandsmission an: Er geht den Soldaten selbstbewusst und selbstbestimmt entgegen. Zweimal ruft er ihnen zu: "Ich bin´s" (Joh 18,5.6). Sie müssen ihn nicht suchen, nicht auf der Flucht erhaschen, nicht demütigend knechten. Sein Selbstbekenntnis entspricht seinen 7 "Ich bin"-Worten im Johannesevangelium. Das Heilswerk am Kreuz folgt den 7 Heilsworten auf den Schritt: "Ich bin Brot, Hirte, Tür, Weinstock, Weg/Wahrheit/Leben, Licht, Auferstehung! Alle Versprechen wird Jesus erfüllen, indem er stirbt und aufweckt wird von Gott, seinem Vater.

Der Evangelist Johannes berichtet so von den letzten Tagen Jesu, dass wir merken: Das Schicksal Jesu entspricht dem Plan Gottes. Gottes Mission wird erfüllt, indem Jesus wissentlich und willentlich Gottes Weg wählt, bis zum bitteren Ende. "Es ist vollbracht!" (Joh 19,30) Jetzt ist alles vollendet! Das sind seine letzten irdischen Worte im Johannesevangelium, sein Testament. Was lerne ich aus dem Passionsweg Jesu? Zuerst einmal: Dass ich nicht so erschrecken darf, wenn mir Menschen Böses wollen, schlecht über mich reden, mich im Stich lassen und verraten. Schon Jesus hat es so erlebt. Es wird immer übel gesonnene Zeitgenossen geben. Aber dann halte ich fest: Gott wir sein gutes Ziel mit mir weiter verfolgen, mit und gegen die Übeltaten anderer. Verrat kann Gottes Plan nicht unterlaufen!

Vielleicht kennen Sie den Liederdichter Paul Gerhardt? Er hat es in seinem Leben wirklich nicht leicht gehabt. Ihn haben auch einmal Menschen verraten, so dass er seine Pfarrstelle als Hofprediger an St. Nicolai in Berlin verlassen musste. Mich tröstet, was er in seinem bekannten Lied "Befiehl du deine Weg" gedichtet hat: "Auf, auf gib deinem Schmerze und Sorge gute Nacht. Lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht. Bist du doch nicht Regente, der alles führen soll. Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl."

Unsere Kirchenmusikerin Olga Jarkov hat das Lied für Sie an der Orgel gespielt. Hören Sie herein, es wird Ihnen gut tun!

Ihre Pfarrerin Antje Kastens