Andacht zum 07.02.2021

Die Andacht zum Lesen

Andacht zum Wochenspruch am Sonntag Sexagesimae, 07.02.2021

"Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht!"

(Hebräer 3,7 und 13 und 4,7)

 

Der Wochenspruch aus dem Hebräerbrief Kap. 3 ist ein wörtliches Zitat aus Psalm 95 (7-11). Es kommt geballt gleich 3 x im Hebräerbrief vor. Die Lage ist also ernst! Da mahnt jemand: "Macht euer Ding nicht alleine! Lauft nicht ohne Gott in die Irre!"

Der Schreiber des Hebräerbriefs wendet sich nicht an Leute, die Gott nicht kennen oder den Glauben ablehnen. Nein, er schreibt an Chri­sten. Leute, die Gottes Spur folgen wollen und doch immer wieder in der Rebellion gegen Gott, im Eigen-Ding stecken bleiben. Die Bibel nennt diese Herzenshaltung: "Ver­stockt".

Für mich hört sich der Begriff erst einmal alt an, verschroben, überholt: "Verstockt". Ich sehe die Kopfweiden vor mir, die ich beim Spaziergang im Amecke-Tal immer bewundere. Wenn die Weiden-Äste zu alt werden, sind sie nicht mehr biegsam. Sie haben sich so verhärtet, dass sie zum Korbflechten nicht mehr taugen.

Verhärtete Herzen. Wir kennen das Problem. Früher rief die Mutter uns Kinder in die Küche. Aber wir wollten nicht kommen. Wird ja doch nur Arbeit sein, dachten wir. Passt uns nicht! So überhörten wir gern ihren Ruf.

Im Hebräerbrief wird die Herzenshaltung so umschrieben: "Darum, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Verbitte­rung am Tag der Ver­suchung in der Wüste, wo mich eure Väter versucht und geprüft haben und hatten doch meine Werke gesehen vierzig Jahre lang. Da­rum wurde ich zornig über dieses Geschlecht und sprach: Immer irren sie im Herzen! Aber sie verstanden meine Wege nicht." (Hebr. 3,7-19)

Wir werden erinnert an die Auszugsgeschichte des Volkes Israel. Mose übermittelte Gottes Worte, brüh­warm. Aber die Israeliten, die Gott gerade erst befreit hatte aus der Sklaverei in Ägypten, wussten es besser. Auf der Suche nach Freiheit irrten sie 40 Jahre durch die Wü­ste. Sie legten, so hat man errech­net, so viele Kilometer zurück, als wären sie von Ägypten bis nach Schottland gewandert! Viele, viele eigen­sinnige Umwege, bis das Volk endlich in der nächsten Generation das Land der Ruhe er­reichte (Ex 17, Num 14).

Es ist scheinbar so schwer, einer Stimme zu vertrauen. Dabei tun wir es oft im Alltag. Auf dem Bahnhof hören wir auf die Durchsagen und befolgen sie: "Bitte von der Gleis-Kante zurück­treten! Ein Zug fährt durch." "Vorsicht an den Türen, die Türen schließen selbsttätig!" Viele U-Bahnen fahren sogar ohne Menschen im Cockpit, nur noch computergesteuert. Und wir fahren mit.

Haben wir solches Vertrauen zu Gott? Jesus Christus hat es bewiesen, dass sich Gottver­trauen lohnt, dass er uns ans Ziel bringt. Er will uns nicht alleine lassen. Als er zu seinem Vater heimkehrt, lässt er uns seinen guten Geist. Dieser Heilige Geist ist ein treuer Begleiter. Er tröstet uns. Er erinnert an Gottes Worte. Er berät uns und leitet uns.

Das Ziel? Im Hebräerbrief ist es oft benannt: „Die Ruhe Gottes"! Diese Ruhe Gottes wird beschrieben wie ein Land, das wir ersehnen und, wo wir Frieden finden, ewigen Sabbat. Mehr als 100 Mal wird es in der Bibel erwähnt. Jesus spricht auch von der "Wohnung im Himmel" (Joh 14, 1-2), die er für uns bereitet. Und von der Gebor­genheit in ihm mitten im Alltag: "Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!" Das wäre also das konkrete Gegenprogramm zu dem harten, bitteren Her­zen, das unser Eigenwille uns beschert.

Uns erreichen mit dem Wochenspruch drei ernste Mahnungen:

1. Hört hin, wenn Gott redet.

2. Vertraut ihm.

3. Tut, was er sagt.

HEUTE ist Gottes Zeit, wo er spricht und wirkt.

Hier das Problem: Wann haben wir heute Zeit für Gott? Wann ist Ruhe? Damals ging es schief. Gottes Volk hat Gott nicht zugehört. Das Misstrauen war größer: Es besser wissen als Gott. Der eigenen Kraft mehr vertrauen als seinem Reden. Enttäuschung und Bitterkeit folgten auf den Fuß.

Achtet darauf, dass ihr Gottes Worte, seine Taten nicht selbstverständlich abhakt und ver­gesst! Hört auf Gott, der mit euch redet!

Lasst nicht zu, dass euer Herz hart wird, un­brauchbar für Gottes Plan und Ziel.

Die Lage ist ernst. Gerade, weil wir Christen sind! Es kann passieren, dass wir Gott nur noch in die Tasche stecken und dann eigensinnig den Weg bestimmen, das Ziel verpassen.

Manchmal merken es andere eher als wir. Da­rum wohl rät der Schreiber im Hebräerbrief, aufeinander acht zu haben (V.12): "Seht unter euch darauf, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz bekommt!"

Wir können einander helfen, Gott zu vertrauen. Wir können einander auch erinnern an seine Worte, einander in seinem Sinn ermutigen oder bremsen, trösten und beraten.

Damals, als unsere Mutter uns Kinder rief, war es übrigens genau anders als erwartet. Sie wollte gar keine Arbeitsaufträge verteilen. Sie hatte aus der ital. Eisdiele Eisbecher mitge- bracht, für jeden von uns die Lieblingssorte! Wir ha­ben das Eis dann einfach in der Küche genossen, gemeinsam, in Ruhe und Frieden.

So ist unser Gott auch. Er deckt uns den Tisch. Er lädt uns ein, täglich einzukehren in seinen Sabbat, das Land der Ruhe. Es lohnt sich, auf ihn zu hören.


Ihre Pfarrerin Antje Kastens